Bemerkung: | Schiff Eduard Liberius, Dermatologe. * Triest, 4. 3. 1849; † Wien, 5. 3. 1913. Entstammte einer jüd. Familie, Sohn eines Kaufmann, ursprünglich mos., später konfessionslos und unverheiratet; besuchte nach Privatunterricht ab 1861 das dt.sprachige Gymn. in Triest, trat 1863 in die Gelehrtenschule des Johanneum in Hamburg über, maturierte aber 1868 in Triest und studierte anschließend Med. in Wien und Würzburg (Sommersemester 1870), 1875 Dr. med. (Wien). Vorerst mit Neurol. befaßt, war er dann Ass. des Dermatologen Auspitz (s. d.) an der Wr. Poliklinik und dessen Sekundararzt am Allg. Krankenhaus; 1884 habil. er sich für Dermatol. und Syphilis und wurde 1901 Tit. a. o. Prof. S., 1896 Leiter der Hautabt. am Ersten öff. Kinder-Kranken-Inst., war in der Folge mit der Therapie der Hautkrankheiten, speziell mit kosmet. Fragen und der Pathol. des Haares befaßt. Er trat für die Anwendung der Röntgentherapie bei Hautkrankheiten ein und konnte 1897 gem. mit L. Freund (s. d.) damit Erfolge in der Behandlung von Hauttuberkulose erzielen. Schon früh erkannte er daneben die Bedeutung des Radiums für die Therapie, errichtete schon vor 1900 das später von der Univ. übernommene Inst. für Radiographie und Radiotherapie und konnte dieses dank privater finanzieller Mittel mit entsprechenden Apparaten sowie größeren Mengen Radium ausstatten, das er an sich selbst erprobte und als erster in Wien anwandte. Er befürwortete die Einrichtung eines staatlichen Gesundheitsdienstes sowie die Gründung von Heimen im Hochgebirge für Lupuskranke. In einer ausgedehnten Praxis behandelte er zahlreiche ausländ. Patienten. Sehr sprachbegabt, war er auch an mus. Fächern interessiert und zog Musiker sowie bildende Künstler in sein Haus. Seine Verdienste fanden mehrfach Anerkennung, er war Mitgl. zahlreicher gel. Ges., u. a. korr. Mitgl. der Société de Dermatol. et Syphilographie und der Société de Médicine publique, beide Paris, und ab 1892 Ritter der Ehrenlegion. S. gilt als Propagator der Röntgentherapie sowie als Vorkämpfer der Radiographie und -therapie in Österr.
W.: Ein österr. Central-Gesundheitsamt, 1883; Ueber Pflege der Haut, 1889; Die Krankheiten der behaarten Kopfhaut, in: Klin. Zeit- und Streitfragen 6, 1892; Über die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Med., in: Dt. Medizin. Ztg. 20, 1899; Die Behandlung des Lupus erythematodes mit Röntgenstrahlen, in: Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, 6, 1899; Der gegenwärtige Stand der Röntgentherapie, 1901; Erfolge der Röntgentherapie, (1904), tw. italien., in: Annali di Elettricità Medica e Terapia Fisica 3, 1904, auch selbständig; Radiumtherapie der Hautkrankheiten, in: Hdb. der Radium-Biol. und -Therapie, hrsg. von P. Lazarus, 1913; zahlreiche Abhh. in Fachz., u. a. in Dermatolog. Ws., Vjs. für Dermatol. und Syphilis; usw. Dt. Bearb.: H. Leloir – E. Vidal, Symptomatol. und Histol. der Hautkrankheiten (Traité descriptif des maladies), 4 Lfg., 1890–93. L.: N. Fr. Pr. vom 5. 3. 1913 (Abendausg.); WMW 63, 1913, S. 725f.; J. H. Rille, in: Dermatolog. Ws. 57, 1913, S. 915f.; E. Finger, in: Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen 20, 1913, S. 340; Biograph. Jb. 18, 1917, Sp. 122 (Totenliste); Eisenberg, 1893, Bd. 2; Enc. Jud.; Fischer; Jew. Enc.; Jüd. Lex.; Universal Jew. Enc.; Wininger; U A Wien. (H. Morgenstern) PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 121f. |