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Grunddaten |
Thesaurus | Person |
Bezeichnung | Seemüller, Joseph (15.10.1855-20.01.1920; Deutsche Sprache und Literatur) |
Beschreibung | |
Quelle | |
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Zusatz-Infos |
Geburtsdatum: | 15.10.1855 |
Geburtsort: | Wien, Währing |
Todesdatum: | 20.01.1920 |
Todesort: | St. Martin b. Klagenfurt |
Fach/Beruf: | Deutsche Sprache und Literatur |
Bemerkung: | Studium 1873–76 deutsche und klass. Philologie an der Univ. Wien, Promotion 1877 bei Heinzel mit der von W. Scherer in Straßburg betreuten Untersuchung über „Die Handschriften und Quellen von Willirams deutscher Paraphrase des Hohen Liedes“, habilitiert 1879 als Priv. Doz. für german. Philolologie. 1890–93 ao., danach o. Prof. für Altgermanistik an der Univ. Innsbruck, 1905 als Nachfolger Heinzels an die Univ. Wien berufen. Editionen spätmittelalterlicher österreichischer Werke, wie des „Kleinen Lucidarius“, „Ottokars österreichischer Reimchronik“ (2 Bde., 1890–93) und der in Prosa verfassten „Chronik von den 95 Herrschaften“ (1906–09), beide für die „Monumenta Germaniae Historica“, aber auch sprachwissenschaftliche und sprachhistorische Interessen. Seemüller betrachtete aufbauend auf Wilhelm v. Humboldt und den sog. Junggrammatikern die Sprache als lebendigen, von Gesetzmäßigkeiten erfüllten Organismus und erkannte in der spätmittelalterlichen Schreibvariation den Einfluss der Dialekte. In der Forschung ergriff S. die Möglichkeit, in dem 1899 gegründeten Phonogrammarchiv der Akademie der Wissenschaften in Wien die ersten Tonaufnahmen gesprochener Dialekte zu machen, die er selbst als „Deutsche Mundarten“ transkribierte und veröffentlichte. Die von München aus erfolgte Anregung zu einem gemeinsamen bayerisch-österreichischen Dialektwörterbuch veranlaßte S., der seit 1901 korrespondierendes und seit 1906 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien war, zur Gründung einer entsprechenden österreichischen Kommission an der Akademie (1911) und zur Einrichtung der sog. "Wörterbuchkanzlei". Dort nahmen 1913 seine Schüler Anton Pfalz und Walter Steinhauser in Verbindung mit Lessiak die Arbeit auf, was in der Folge zur Entwicklung der sog. Wiener dialektolog. Schule führte. Ein 1910 ausbrechendes Nervenleiden zwang S., seine Wr. Lehrtätigkeit einzustellen und 1912 in den Ruhestand zu treten. (http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Seemueller_Joseph_1855_1920.xml; 12.06.2014)
Todesdatum laut Czeike, Bd. 5: 20.01.1919; |
Literatur: | F.I. 1920/21, S. 55-57; Huber, Die Universität Wien 1914-1918, S. 124f. (K 25); ÖBL, 55. Lieferung, S. 107 (A 85); Czeike, Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, S. 193 (A 494/5) und Bd. 6, S. 214 (A 494/6); Almanach 1920; H. Fuchs, Die Geschichte der germanist. Lehrkanzel von ihrer Gründung ... 1850 bis ... 1912, phil. Diss. Wien, 1967, bes. S. 147ff., 212ff.; P. Wiesinger, in: Festgabe für O. Höfler zum 75. Geburtstag (= Philologica Germanica 3), hrsg.von H. Birkhan, 1976, S. 663ff. (mit Bild); ders., in: Zur Geschichte und Problematik der Nationalphilologien in Europa, hrsg. von F. Fürbeth u. a., 1999, S. 464f. |
GND (Link): | http://d-nb.info/gnd/117445916 |