Narrenturm (Ort\N)

 

Grunddaten

ThesaurusOrt
BezeichnungNarrenturm
BeschreibungDer Narrenturm wurde als inovatives und dem Geist der Aufklärung verhafteten Gebäude 1784 begründet. Wer dort einsaß, hatte ein spezifisches Krankheitsbild vorzuweisen: Früher, in den alten Hospitälern, war alles zusammengefasst, was es an Delinquentem, Pathologischem, Straffälligem und sonst wie aus dem Verkehr Gezogenem gab. Der „Narrenturm“ dagegen war Ergebnis eines strengeren Vergleichs, einer besseren Analyse und einer individualisierenden Methode. So gesehen ist dieses Gebäude eine Vorform der Nervenheilanstalt. Therapieren und Beaufsichtigen gingen Hand in Hand. Eine solche Komplizenschaft von Heilen und Hindern macht den „Narrenturm“ zum Paradebeispiel für jenes Regime, das Michel Foucault in seiner 1975 erschienenen, epochalen Studie „Überwachen und Strafen“ eingehend und mit Folgen für die Theorie der Moderne überhaupt untersuchte. Es gab eine genuine Architektur für dieses Regime, jene Rundbauten mit zentralem Kontrollraum, wie sie der Narrenturm exemplarisch zeigt. Im Jahr 1791 wird ihr der britische Physiokrat Jeremy Bentham einen Traktat widmen. Seither nennt man das planerische Prinzip „Panopticon“. Foucault übernahm davon seinen Begriff einer „panoptischen“ Gesellschaft. (laut: www.narrenturm.at)
Quelle
 

Zusatz-Infos

Bemerkung:Narrenturm, Bezeichnung für die 1784 unter Kaiser Joseph II. erbaute Irrenanstalt des Allgemeinen Krankenhauses in Wien; rundes, 5-geschossiges Gebäude, im Volksmund wegen seiner Form auch "Kaiser Josephs Gugelhupf" genannt. 1865 ging der Narrenturm in die Verwaltung des Landes Niederösterreich über und wurde danach teils als Magazin, teils als Wohnturm verwendet; seit 1971 beherbergt er das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum.