Tierarzneiinstitut (Sache\T)

 

Grunddaten

ThesaurusSache
BezeichnungTierarzneiinstitut
Beschreibung
Quelle
 

Zusatz-Infos

Verwaltungsgeschichte/Biogr. Angaben:Tierarzneiinstitut

Nach der Auflassung einer Vorgängereinrichtung auf der Wieden (ursprünglich die älteste Veterinärschule im deutschsprachigen Raum, 1765 auf Anregung Gerard van Swietens von Maria Theresia gegründet) wurde 1776 von Joseph II. die Errichtung einer Veterinärschule, des k.k. Thierspitals und Vieharzneyschule, auf dem Gelände der ehemaligen Jesuitenmeierei (heute 3., Linke Bahngasse 11) auf der Landstraße genehmigt. Der Unterricht beschränkte sich auf die Versorgung und Heilung von Pferden und der Ausbildung von Fahnenschmieden für das Militär. Ein weiterer Auftrag der dem Hofkriegsrat unterstellten Anstalt war es, Humanmediziner im Bereich der Tierseuchenlehre auszubilden.
Zwischen 1806 und 1809 erfuhr der Lehrplan eine Erweiterung in Richtung gesamter Tierheilkunde, 1812 wurde die Unterstellung des k.k. Thierarzneyinstitutes unter den Hofkriegsrat aufgehoben und die Vereinigung mit der Universität vollzogen, die bis zum Jahr 1852 andauerte. Nach dem Ende der zivilen Ära, während der die weitgehend eigenständige Verwaltung sowie die Einteilung der Institute und Einrichtungen bestehen blieben, wurde das Institut nach dem Ausscheiden aus dem Verband der Universität als k.k. Militär-Thierarzneiinstitut wieder der Militärbehörde, nunmehr dem Kriegsministerium unterstellt. 1897-1905 führte es den Namen k. u. k. Militär-Tierarzneiinstitut und Tierärztliche Hochschule, erst 1905 nach Gründung einer Militär-Veterinärakademie in Wien konnte die Tierärztliche Hochschule eine eigene Entwicklung nehmen (1908 Promotionsrecht, 1909 Recht der freien Rektorswahl durch das Professorenkollegium), 1920 wurde sie unter die Verwaltung des Unterrichtsministeriums gestellt und 1975 zur Universität erhoben. 1995/96 erfolgte die Übersiedlung in den Neubau in Wien 21.

Als Folge des Staatsbankrotts des Jahres 1811 drohte die Auflösung des Tierarzneiinstitutes, die jedoch durch die Eingliederung in den Verband der Universität 1812 abgewendet werden konnte. Innerhalb der Universität wurde das Tierarzneiinstitut dem Medizinisch-chirurgischen Vizedirektorat, somit in weiterer Instanz der Studienhofkommission, zugeordnet, was wiederum die Erarbeitung eines neuen Organisations- und Lehrplanes erforderlich machte. Dieser wurde jedoch erst 1823 nach der Vollendung und feierlichen Eröffnung des Neubaues mit Beginn des Studienjahres 1823/24 umgesetzt. Der von den Professoren Dr. Ferdinand Bernhard Vietz und Dr. Johann Emanuel Veith ausgearbeitete Studienplan sah die Ausbildung von Tierärzten mit einer zweijährigen Ausbildungszeit für bereits graduierte Ärzte und Wundärzte vor, die nach der Ablegung zweier strengen Prüfungen unter dem Vorsitz des Dekans der Medizinischen Fakultät das Diplom eines Magisters der Tierheilkunde erhielten. Daneben gab es einen ebenfalls zweijährigen Kurs für Kurschmiede, drei einjährige Kurse für bürgerliche Schmiede, Landwirte sowie Offiziere und Stallmeister. Weiters wurden einzelne Lehrveranstaltungen in Seuchenlehre und Veterinärpolizei für Humanmediziner und Wundärzte, sowie kürzere Kurse für Vieh- und Fleischbeschauer, Jäger und Hirten abgehalten.
Das Lehrpersonal des Tierarzneiinstitutes bestand im Jahr 1823 aus fünf Professoren sowie vier Korrepetitoren und einem Lehrschmied. Für Inspektionsdienste und Supplierungen konnten jeweils vier zu Pensionären ernannte Ärzte herangezogen werden. Mit Johann Lidl wurde erstmals ein Direktor ohne eigene Lehrverpflichtung bestellt.
1849 erfolgte durch Franz Georg Eckel eine Reorganisation des Lehrangebotes am Institut. Die Einführung eines neuen Studienplans (gültig bis
1857) sah neben der Reduktion des Überangebotes an kürzeren und sehr unterschiedlichen Lehrgängen nun drei Varianten der Ausbildung tierheilkundiger Personen vor: Tierärzte (dreijähriges Studium ohne ärztliche Vorbildung), Magister der Veterinärmedizin (zweijähriges Studium) für bereits promovierte Ärzte und diplomierte Wundärzte und Kurschmiede (zweijähriger Kurs).
Als Folge organisatorischer Veränderungen an den Universitäten und Schulen im Jahr 1848 und der Überzeugung des Lehrkörpers, dass der Status als selbständige Einrichtung mehr Nutzen für das Institut und auch das tierärztliche Studium brächte als eine Ansiedlung innerhalb der Medizinischen Fakultät, wurde 1850 der Antrag gestellt, das Tierarzneiinstitut aus dem Verband der Universität auszugliedern. Die Trennung vom Ministerium für Kultus und Unterricht am 2. Oktober 1850 erlassen, die Diplomierung der Absolventen blieb jedoch auch weiterhin ein Akt der Medizinischen Fakultät. Nach dem Übertritt einiger Professoren des TAI in den Lehrkörper der Medizinischen Fakultät bot die Universität parallel zum Tierarzneiinstitut Lehrveranstaltungen in den folgenden Fächern an: u. a. vergleichende Pathologie (Röll), Zootomie, Zoophysiologie und Tierseuchen (Müller).

Leiter bzw. Studiendirektoren zwischen 1812 und 1852: Ferdinand Bernhard Vietz (1812-1815), Johann Emanuel Veith (1816-1820), Johann Lidl (1821-1833), Franz Georg Eckel (1834-1852).
Literatur:Gustav Günther, Die Tierärztliche Hochschule in Wien. Ihre Geschichte, ihre Institute und Einrichtungen. Düsseldorf 1930.
200 Jahre Tierärztliche Hochschule in Wien. Festschrift, Wien 1968.
H. Burtscher, Die Verterinärmedizinische Universität Wien. Ein geschichtlicher Überblick (http://www.vu-wien.ac.at/uploads/media/VVZ0708_4.pdf - aufgerufen Mai 2012).
Web-Hyperlink:http://www.vu-wien.ac.at/uploads/media/VVZ0708_4.pdf