AT-UAW/CA 1.3.529 Geruchsbelästigung durch die anatomischen Übungen in der Universität., 1833.06.20-1835.10.28 (Akt)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-UAW/CA 1.3.529
Signatur Archivplan:CA 1.3.529
Titel:Geruchsbelästigung durch die anatomischen Übungen in der Universität.
Entstehungszeitraum:20.06.1833 - 28.10.1835
Schachtelnummer:37
Frühere Signaturen:Reg. Nr. 528
Vorhanden:Ja

Angaben zum Umfang

Umfang:92 fol.
Archivalienart:Akt/Dokument

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:[zusammengeheftet]: Die Niederösterreichische Regierung verfügt, daß wegen der Beschwerde der Professoren der Juridischen Fakultät, daß sich wegen der Sezierungen übler Geruch im neuen Universitätsgebäude verbreitet, die Sezierübungen nicht mehr bis in den Mai hinein gehalten werden sollen. Bei den Übungen sollen strenge hygienische Vorkehrungen getroffen werden und die vorbeugenden Maßnahmen, die vom Vizedirektor gemeinsam mit dem Gebäudeinspektor vorgeschlagen wurden, befolgt werden. So soll die Eingangstür des Seziersaales, die zum Gang führt, verschlossen bleiben, da dort auch die Hörer der juridischen und theologischen Vorlesungen vorbei kommen; der Eingang soll nur durch das rückwärts gelegenes Vorzimmer erfolgen. Weiters sollen im Saal Ventilatoren angebracht werden; die Luft soll nicht direkt auf die Straße, sondern über das Dach abgeleitet werden. Die Bottiche mit den Leichen sollen nicht mehr im Saal, sondern auf einem eigens angelegtem Boden ["Macerierboden"] aufgestellt werden; dieser Boden soll wieder instand gesetzt werden. Außerdem soll während der Vorlesungen die große Stiege und der große Saal zugänglich gemacht werden; dadurch müßten die anderen Hörer nicht in die Nähe des Seziersaales kommen. Der Vorschlag Professor Beeres, die Sezierungen außerhalb der Universität in der Nähe des Allgemeinen Krankenhauses abzuhalten, wird abgelehnt.
Die Niederösterreichische Regierung schickt dem Konsistorium eine Abschrift der Verfügungen, die sie an das Vizedirektorat der medizinisch - chirurgischen Studien erlassen hat, um die durch die Sezierungen entstehenden Gerüche zu verhindern - Wien, 20. Juni 1833.
Das Konsistorium schickt den vier Fakultäten Abschriften der Regierungsverfügungen vom 20. Juni - Wien, 16. November 1833.
Das Konsistorium teilt den Vizedirektoraten der Theologischen, Juridischen und Medizinischen Studien mit, daß zur Vermeidung der Geruchsbelästigung durch die Sezierübungen zu Beginn und Ende der Vorlesungen die Hauptstiege und der große Saal für die Hörer geöffnet wurde. Da dadurch aber Schäden entstanden, bittet das Konsistorium um Gutachten, ob es andere Lösungen gäbe - Wien, 28. November 1833.
Reg. Nr. 1 ad 528: Konsistorialsitzung vom 16. Jänner 1834: Frage der Vermeidung der Geruchsbelästigung durch die Anatomie. Referent ist der Dekan der Juridischen Studien, Hye. In Regierungsverfügung vom 20. Juni 1833 wurde u.a. die Öffnung des großen Saals vorgeschlagen. Da dadurch Schäden entstanden, wurden am 28. November 1833 Gutachten der Vizedirektoren der theologischen, juridischen und medizinischen Studien erbeten. Der Vizedirektor der theologischen Studien sieht keine Alternative zur Offenhaltung des großen Saales. Der Vizedirektor der juridischen Studien schlägt vor, die Sezierübungen an einen anderen Ort zu verlegen. Ideal wäre das Allgemeine Krankenhaus. Weiters sollte der Gang zum Anatomiesaal besser beleuchtet werden. Der Vizedirektor der medizinischen Studien meint, daß das Offenhalten des großen Saales unumgänglich sei. Außerdem spricht er sich dagegen aus, daß die Professoren und Studenten der Anatomie nur durch den rückwärtigen Eingang in den Hörsaal gelangen können. Es wird eine Versammlung des Dekans der Juridischen Fakultät, des Universitätssyndicus und des Gebäudeinspektors Holzer beschlossen - Wien, 16. Jänner 1834.
Das Konsistorium teilt dem Dekan der Juridischen Fakultät Anton Hye [!; Schreibfehler - Dekan war Joseph Hye], dem Universitätssyndicus von Heintl, und dem Gebäudeinspektor Joseph Holzer mit, daß das Konsistorium beschlossen hat, daß sie am 14. Februar um 16 h
eine Versammlung abhalten sollen, um zu beraten, wie sowohl die Geruchsbelästigung durch die Anatomie, als auch die Beschädigung des großen Saales vermieden werden kann. Diese Versammlung soll in der Universitätskassa stattfinden - Wien, 16. Jänner 1834.
[Anmerkung]: Der Universitätssyndicus berichtet, daß der Dekan der Juridischen Fakultät mit ihm gemeinsam das neue Universitätsgebäude und de n Anatomiesaal besichtigt hat. Danach hat der Dekan ihn angewiesen, die Besichtigung nochmals gemeinsam mit dem Gebäudeinspektor Holzer vorzunehmen und danach einen schriftlichen Bericht an das Konsistorium zu schicken. V.a. die Frage einer neuen Tür für den Hörsaal soll erörtert werden. Weiters sollen sie dafür sorgen, daß die Tür des Hörsaales zum Gang hin verschlossen wird und daß im Gang zum Anatomiesaal eine Laterne angebracht wird. Der Syndicus hat dies dem Rektor berichtet und dieser hat verfügt, daß am Entschluß der Konsistorialsitzung vom 16. Jänner nichts verändert werden soll - 7. Februar 1834.
Reg. Nr. 2 ad 528: Der Vizedirektor der juridischen Studien, Stöger, schlägt dem Konsistorium vor, daß die anatomischen Vorlesungen an einem anderen Ort abtgehalten werden sollen, wenn die Schäden für den großen Universitätssaal tatsächlich so groß sind. Eine Möglichkeit wäre ein Raum in jenem Gebäudeteil, der Richtung Universitätsplatz liegt, da es dort bessere Möglichkeiten zum Lüften gibt, weniger Studenten vorbeikommen und das Wasser zur Reinigung des Hörsaales leichter herangeschafft werden kann. Außerdem sollten die Vorlesungen nur im Spätherbst und Winter gehalten werden. Die Vorlesungen könnten auch in jenem Teil gehalten werden, der an das Gymnasium angrenzt. Eine weitere Möglichkeit wäre das einstöckige Gebäude am Dominikanerplatz. Der Eingang zum Konvikt sollte verschlossen und nur der Eingang zum Dominikanerplatz verwendet werden. Eine bessere Lösung wäre es, wenn die Vorlesungen im Allgemeinen Krankenhaus abgehalten würden, da die Leichen, die für die Anatomie verwendet werden, ohnehin dorthin gebracht werden. Das Argument, daß die Studenten dann längere Wege zu den Vorlesungen hätten, sei nicht ausreichend. Viele Studenten wohnen ohnehin in den Vorstädten; andere Vorlesungen werden jetzt schon im Allgemeinen Krankenhaus gehalten. Schließlich seien durch die Abhaltung der anatomischen Vorlesungen in Universität viele Personen gesundheitsgefährdet. Außerdem merkt Stöger an, daß der Zugang zu den theologischen, juridischen und chirurgischen Hörsälen sehr dunkel sei und deshalb eine zusätzliche Beleuchtung angebracht werden sollte - Wien, 12. Dezember 1833.
Der provisorische Vizedirektor der theologischen Studien, J. C. Stelzhammer berichtet dem Konsistorium, daß der Zugang zu den Hörsälen über die schmale Stiege sehr unbequem sei. Da eine Änderung der Saaleinteilung aber nur schwer möglich ist, soll weiterhin der große Saal als Zugang dienen. Der Schuldiener soll während dieser Zeit die Aufsicht führen - Wien, 7. Jänner 1834.
Der provisorische Vizedirektor der medizinischen Studien, Böhm, berichtet dem Konsistorium, daß er keine Alternative zu Offenhaltung des großen Saals sieht. Er verwahrt sich gegen den Vorschlag, die Tür zu dem Gang, der auch zu den anderen Hörsälen führt, zu verschliessen; die Lehrer und Studenten der Anatomie müßten dann an nur mangelhaft abgedichteten Sanitäranlagen vorbei in den Hörsaal gehen - Wien, 7. Jänner 1834.
Das Konsistorium teilt den vier Vizedirektoraten mit, daß wegen der Frage der Verhinderung der Geruchsbelästigung durch die Anatomie am 14. Februar eine Versammlung mit
Beiziehung des Gebäudeinspektors abgehalten wurde. Dabei wurde festgestellt, daß diese Angelegenheit in die Kompetenz der Vizedirektorate, v.a. jener der medizinischen und philosophischen Studien falle. Deshalb schickt das Konsistorium den Vizedirektoraten das Protokoll der Versammlung vom 14. Februar und ersucht sie, über diese Angelegenheit zu beraten - Wien, 12. März 1834.
Der Vizedirektor der juridischen Studien, Stöger, berichtet dem Konsistorium, daß er seinen Vorschlägen vom 12. Dezember 1833 nichts Neues hinzuzufügen hat und schickt das ihm übergebene Protokoll zurück - Wien, 10. April 1834.
Beilage: Protokoll der Versammlung vom 14. Februar 1834: anwesend sind der Dekan der Juridischen Fakultät, Joseph Hye, der Universitätssyndicus Karl von Heintl und der Universitätskassier und Gebäudeinspektor Joseph Holzer. In den zum Seziersaal gehörigen Kammern werden stets 15 - 20 Leichen aufbewahrt. Nach Aussage Prof. Berres werden die Leichen drei Tage nach dem Tod auf die Universität gebracht und dort ca. drei weitere Tage für anatomische Übungen verwendet. Für einige Übungen muß der Eintritt der Verwesung abgewartet werden. Diese Übungen sollen künftig auf dem Dachboden in einem eigenen Raum stattfinden; dadurch wird die Geruchsbelästigung aber nicht geringer werden. V.a. die Sternwarte wird in Mitleidenschaft gezogen. Durch die weit höhere Zahl der Studenten müssen die Sezierübungen verstärkt abgehalten werden und es werden mehr Leichen benötigt. Früher wurden die Übungen nur im Winter abgehalten, während sie jetzt das ganze Jahr stattfinden sollen. Deshalb verbreitet sich der Geruch in diesem Teil des Gebäudes und zieht teilweise auch auf die Gasse und in die benachbarten Häuser. Außer dem Zugang über den großen Saal und dem Versperren der Tür zwischen Anatomiesaal und Gang müßte eine Glastür für den hinteren Eingang angeschafft werden. Die Decke dieses Vorzimmers müßte erhöht werden, damit der Raum besser durchlüftet wird. Dadurch müßte die Wohnung des Schuldieners Nußbaumer, die sich über dem Vorzimmer befindet, verlegt werden. Im Erdgeschoß sollten zwischen den einzelnen Räumen weitere Türen angebracht werden. Außerdem müssen im Anatomiesaal Ventilatoren angebracht werden, wie sie z.B. Prof. Sprenger für die Münzgebäude hergestellt hat. Bezüglich der Räume zur Herstellung von Präparaten auf dem Dachboden müssen Bedenken wegen der Sternwarte angemeldet werden; es wäre besser, wenn diese Räume nicht auf der Universität wären - Wien, 14. Februar 1834.
Reg. Nr. 3 ad 528: Das Konsistorium schickt den Vizedirektoren der theologischen, medizinischen und philosophischen Studien das Protokoll der Versammlung vom 14. Februar und den Bericht des Vizedirektors der juridischen Studien vom 12. Dezember 1833 und ersucht, daß sie über geeignete Maßnahmen beraten - Wien, 1. Oktober 1834.
Reg. Nr. 4 ad 528: Der Vizedirektor der philosophischen Studien, Carl von Heintl, berichtet dem Konsistorium, daß er die Vizedirektoren der theologischen und medizinischen Studien zu Beratungen eingeladen hat. Der Vizedirektor der medizinischen Studien hat dies abgelehnt, weil seiner Meinung nach die Vorschläge des juridischen Vizedirektors nicht oder nur mit großem Aufwand durchführbar sind und dieser außerdem keinen Beweis vorgelegt hat, daß der Geruch aus der Anatomie gesundheitsgefährdend sei. Die Vorschläge, die im Protokoll vom 14. Februar gemacht werden, sind leichter durchführbar und wurden zum Teil von der Studienhofkommission bereits bewilligt. Es wäre also besser, zuerst den Erfolg dieser Maßnahmen abzuwarten - Wien, 31. Oktober
1834.
Protokoll der Konsistorialsitzung vom 28. November 1834: Der Referent Hye faßt die bisher getroffenen Maßnahmen bezüglich der Ende des vorigen Jahres erfolgten Beschwerden der theologischen und juridischen Professoren wegen der Geruchsbelästigung durch die Anatomie zusammen. Da diese Maßnahmen nicht erfolgreich waren und außer der Universität selbst auch die Nachbarn betroffen sind, schlägt er vor, die vorgesetzte Behörde um eine Entscheidung zu bitten.
Reg. Nr. 5 ad 528: Der Gebäudeinspektor Joseph Holzer berichtet dem Konsistorium, daß die anatomischen Hausknechte seit einiger Zeit das Wasser, in dem die Leichen aufbewahrt werden, im selben Kellerraum, in dem die Bottiche stehen, ausgießen. Der Geruch zieht sich durch alle Kellerräume, so daß sich die übrigen Diener deshalb beschwert haben, daß dort keine Lebensmittel mehr gelagert werden können. Deshalb hat Holzer ein Ansuchen an das medizinische Vizedirektorat gerichtet, diese Vorgangsweise zu unterbinden. Das Vizedirektorat hat ihm aber erklärt, daß es keine andere Möglichkeit gäbe, da kein anderer Platz für die Bottiche vorhanden sei. Deshalb bittet er das Konsistorium um Hilfe - Wien, 13. Jänner 1835.
Protokoll der K onsistorialsitzung vom 17. März 1835: Der Bericht Holzers vom 13. Jänner wird vorgelegt. Der Referent Hye ist der Ansicht, daß die Herstellung der Präparate im Lehrplan nicht vorgeschrieben sei und daß der Keller nicht dafür gedacht ist. Deshalb ist das Konsistorium berechtigt, die Entfernung aller Geräte, die zur Präparierung dienen, zu verlangen. Der Keller soll nur zur Lagerung verschiedener Vorräte dienen. Die Universitätsdiener sollen nur die Schlüssel für die von ihnen betreuten Abteile erhalten; die restlichen Schlüssel werden vom Portier verwahrt. Dieser muß darauf achten, daß ihm die Schlüssel nach Gebrauch wieder zurückgegeben werden. Der Universitätssyndicus und der Gebäudeinspektor Holzer sollen von diesen Maßnahmen verständigt werden.
Das Konsistorium befiehlt dem Universitätssyndicus von Heintl und dem Gebäudeinspektor, die Einhaltung folgender Bestimmungen zu überwachen: alle Geräte für die Herstellung von anatomischen Präparaten sollen aus dem Keller entfernt werden. Um den Geruch zu beseitigen, soll die Erde, auf die das Wasser aus den Leichenbottichen gegossen wurde, entfernt werden und frische Erde aufgeschüttet werden. Der Keller soll nur zur Lagerung von Vorräten verwendet werden; es soll eine Aufstellung über die Kellerabteile und ihre Verwendung angefertigt werden. Weiters sollen Schlösser für die Abteile angeschafft werden und die Inhaber müssen sich verpflichten, diese stets versperrt zu halten. Die Schlüssel für die übrigen Kellerabteile und für den Eingang werden vom Portier verwahrt. Die Universitätsdiener sollen darauf achten, daß die Abteile nicht zweckwidrig verwendet werden. Der Universitätssyndicus und der Gebäudeinspektor sollen die Einhaltung dieser Bestimmungen überwachen und binnen 14 Tagen einen Bericht an das Konsistorium verfassen - Wien, 17. März 1835.
Reg. Nr. 6 ad 528: Der Universitätssyndicus Carl von Heintl und der Gebäudeinspektor Joseph Holzer berichten an das Konsistorium, daß sie den Keller des neuen Universitätsgebäudes inspiziert haben und in der Vorhalle zur Eisgrube einen Bottich mit drei Menschenköpfen gefunden haben. Sie haben den Universitätsdienern die Bestimmungen über die Anfertigung von anatomischen Präparaten bekannt gegeben; der anatomische Diener Philipp Seidenthaler wurde angewiesen, die vorbereiteten Leichenteile fortzuschaffen. Bezüglich der Hauptschlüssel zum Keller
mußten die Bestimmungen geändert werden, da es zwei Haupteingänge gibt. Der Schlüssel zum vorderen Eingang wurde dem Portier übergeben, den Schlüssel zum hinteren Eingang erhielt der Diener Nußbaumer, da dieser auch die Schlüssel zum Hauptholzlager verwahrt und deshalb jederzeit Zugang zum Keller haben muß. Da der Portier teilweise auch Aufträge außer Haus erledigen muß und seine Frau als Hebamme arbeitet, muß Nußbaumer ebenfalls einen Hauptschlüssel haben. Der Portier Bojak und Nußbaumer wurden über die Bestimmungen wegen der Schlüssel informiert. Weiters wurde ein Verzeichnis über die Nutzung der Kellerabteile erstellt; wegen der Erneuerung der Erde im Keller hat der Stadtbaumeister Bernhard Kledus erklärt, daß dies nicht notwendig sei - Wien, 11. April 1835.
Beilage 1: Carl von Heintl und Joseph Holzer geben zu Protokoll, daß sie gemeinsam mit den Universitätsdienern den Keller des neuen Universitätsgebäudes inspiziert haben; dabei wurde ein Bottich mit drei Menschenköpfen gefunden. Der Anatomiediener Philipp Seidenthaler wurde angewiesen, diese zu entfernen. Er und sein Kollege Ignaz Rößler wurden daran erinnert, daß im Keller und im Erdgeschoß des Gebäudes keine Leichenteile präpariert werden dürfen. Die Universitätsdiener wurden angewiesen, die ihnen anvertrauten Abteile stets zu verschließen und die Hauptschlüssel nach Gebrauch sofort zurückzugeben. Die Hauptschlüssel werden vom Portier Michael Bojak und vom Diener Matthias Nußbaumer verwahrt. Der Turmwärter Friedrich Neuhofer und der Laborant Franz Pschick haben ihre Hauptschlüssel dem Gebäudeinspektor übergeben. Außerdem wurden sie angewiesen, den Gebäudeinspektor zu verständigen, wenn der Keller zu etwas anderem als zur Lagerung von Holz oder Lebensmitteln verwendet wird - 8. Mai 1835.
Beilage Nr. 2: Verzeichnis der Kellerabteile und ihrer derzeitigen Nutzung - Wien, 6. April 1835.
Beilage Nr. 3: Der Stadtbaumeister Bernhard Kledes erklärt, daß er den Keller im neuen Universitätshaus genau begutachtet hat; die Neuanschüttung von Erde sei nicht notwendig - Wien, 1. April 1835.
Protokoll der Konsistorialsitzung vom 7. Mai 1835: Der Bericht des Universitätssyndicus und des Gebäudeinspektors wird vorgelegt. Der Referent Hye ist der Meinung, daß das Konsistorium den Bericht akzeptieren und auch die Aufteilung der beiden Hauptschlüssel bewilligen soll.
Das Konsistorium teilt den Vizedirektoraten der vier Studienrichtungen mit, daß sie die Professoren befragen sollen, ob die durch Regierungsdekret vom 20. Juni 1833 erlassenen Maßnahmen zur Behebung des Geruches aus dem Anatomiehörsaales, nämlich, daß die Tür des Hörsaales zum Gang hin verschlossen bleibt und daß die übrigen Studenten durch den großen Universitätssaal in ihre Hörsäle gelangen, ausreichend seien. Diese Berichte sollen bis 15. Juni vorliegen - Wien, 7. Mai 1835.
[anschließend]: Das Konsistorium teilt dem Universitätssyndicus von Heintl und dem Gebäudeinspektor Joseph Holzer mit, daß ihr gemeinsamer Bericht vom 11. April über den Keller des neuen Universitätsgebäudes zur Kenntnis genommen wurde und daß ihre Aufteilung der Hauptschlüssel bewilligt wird - Wien, 7. Mai 1835.
Reg. Nr. 7 ad 528: Der Vizedirektor der medizinischen Studien Philipp Alois von Holger berichtet dem Konsistorium, daß sich die Professoren der Medizinischen Fakultät nicht über den Geruch beschwert haben und sich deshalb auch nicht dazu äußern werden. Außerdem erinnert er daran, daß die von der Regierung befohlenen Veränderungen im Herbst fertiggestellt werden und dadurch der Grund der Beschwerde beseitigt sein müßte -
Wien, 1. Juni 1835.
Der Vizedirektor der juridischen Studien Leopold Stöger berichtet dem Konsistorium, daß er die juridischen Professoren befragt hat, ob die von der Regierung befohlenen Maßnahmen zur Verringerung des Leichengeruchs ausreichend sind. Diese haben die Frage verneint; Stöger schließt sich der Meinung der Professoren an. Er schlägt vor, die Leichen im Allgemeinen Krankenhaus zu sezieren. Dadurch würde der Leichentransport vom Krankenhaus zur Universität und wieder zurück überflüssig und die Geruchsbelästigung würde aufhören - Wien, 2. Juni 1835.
Beilage A: Der Vizedirektor der juridischen Studien, Leopold Stöger schickt den Professoren der Juridischen Fakultät zwei Konsistorialschreiben. In einem wird mitgeteilt, daß Kaiser Ferdinand I. den Wahlspruch "Recta tueri" gewählt hat. Im anderen werden die Professoren sich zu den bereits vorgenommenen Maßnahmen zur Eindämmung des Geruchs aus der Anatomie zu äußern - Wien, 23. Mai 1835.
[anschließend]: Die Professoren Egger, Winiwarter, Gapp, Prosky und Nemety sprechen sich für eine Entfernung der Anatomie aus dem Universitätsgebäude aus.
Beilage B: Der Professor für Statistik Johann Springer berichtet dem Vizedirektorat, daß er aufgrund der bisherigen Erfahrungen nicht glauben kann, daß die befohlenen Maßnahmen den Geruch aus dem Anatomiesaal eindämmen werden. Dieser wurde in den letzten Jahren immer schlimmer, da mehr seziert wurde. Er spricht sich für die Entfernung der Anatomie aus - Wien, 27. Mai 1835.
Beilage C: Der Professor für politische Wissenschaften, Joseph Kudler berichtet dem Vizedirektorat, daß die Maßnahmen der Regierung zwar gut gemeint waren, aber sicher nicht ausreichend seien. Der Geruch sei v.a. im Sommer kaum zu ertragen und könne nur durch die Übersiedlung der Anatomie behoben werden - Wien, 25. Mai 1835.
Der Vizedirektor der philosophischen Studien, Carl von Heintl überreicht dem Konsistorium die Schreiben der Professoren von Littrow, Ettingshausen und Fornesari - Wien, 10. Juni 183 5.
Beilagen: Die Professoren Johann Joseph Littrow, Andreas von Ettingshausen und Andreas von Fornasari - Verce berichten dem Vizedirektorat der philosophischen Studien, daß der üble Geruch aus der Anatomie nach wie vor äußerst störend sei [3 Stück] - Wien, 23. Mai - 2. Juni 1835.
Der Vizedirektor der theologischen Studien, Sigismund Schultes, überreicht dem Konsistorium die schriftlichen Äußerungen der Professoren der Theologie und merkt an, daß laut diesen Aussagen das Problem der Geruchsbelästigung durch die Anatomie keinesfalls gelöst sei - Wien, 15. Juli 1835.
Beilagen: Die Professoren Ignaz Feigerle, Vinzenz Seback, Joseph Scheiner, Thomas Christ und Theobald Fritz berichten dem Vizedirektorat der theologischen Studien, daß durch die bis jetzt getroffenen Maßnahmen der üble Geruch aus der Anatomie keinesfalls besser geworden sei [5 Stück] - Wien, 30. Mai - 10. Juni 1835.
Protokoll der Konsistorialsitzung vom 17. Juli 1835: In der Konsistorialsitzung vom 28. November 1834 wurde beschlossen, sich wegen der anatomischen Übungen an die Regierung zu wenden. Deshalb wurden die Professoren ersucht, sich dazu schriftlich zu äußern. Der Vizedirektor der juridischen Studien hat die Schreiben der Professoren Egger, Winiwarter, Kudler, Gapp, Prosky und Nemty überreicht, der Vizedirektor der philosophischen Studien jene der Professoren Littrow, Ettingshausen und Fornesari. Sie sprechen sich gegen einen weiteren Verbleib der Anatomie im neuen Universitätsgebäude aus. Der Vizedirektor der medizinischen Studien hat auf mögliche Änderungen im
Anatomiesaal hingewiesen. Da laut dem Bericht des Gebäudeinspektors die Regierung bereits die angesprochenen Veränderungen befohlen hat, sollte der Erfolg dieser Maßnahmen abgewartet werden. Deshalb sollen die diese Sache betreffenden Aktenstücke bei der ersten Sitzung im Jänner 1836 nochmals vorgelegt werden.
Das Konsistorium befiehlt dem Universitätssyndicus Heintl, die Aktenstücke Nr. 510 aus dem Jahr 1834 und die Nummern 391, 401, und 430 aus dem Jahr 1835 zur Frage der Geruchsbelästigung durch die Anatomie aufzubewahren und bei der ersten Konsistorialsitzung im Jänner 1836 vorzulegen. Gleiches gilt für die noch nicht eingelangte Note des theologischen Vizedirektorats - Wien, 17. Juli 1835.
Reg. Nr. 8 ad 528: Der Gebäudeinspektor Joseph Holzer berichtet dem Konsistorium, daß er die von der Regierung bereits am 3. Juli 1834 bewilligten Reparaturarbeiten im Seziersaal deshalb noch nicht begonnen hat, da noch weitere Anträge bei der Regierung lagen, die damit zusammenhängen. Diese wurden am 14. Februar 1835 bewilligt. Zu den geplanten Arbeiten meint er, daß die Maßnahmen genügen würden, wenn die anatomischen Übungen wie früher nur bis Ende April gehalten würden. Da sie nun aber das ganze Schuljahr gehalten werden, ist es v.a. im Sommer nicht möglich, den Leichengeruch zu verhindern. Durch die Erweiterung des Seziersaales verliert der Hausknecht der Theologischen und Juridischen Fakultät, Nußbaumer, seine Wohnung. Deshalb sollte man ihm den kleinen theologischen Hörsaal als Wohnung zuteilen und die Theologische Fakultät erhält als Ersatz den Instrumentensaal, der derzeit nicht benötigt wird. Holzer schlägt vor, daß diese Probleme durch eine von der Regierung eingesetzte Kommission geklärt werden sollen, damit die Arbeiten möglichst bald abgeschlossen werden können - Wien, 5. Juni 1835.
Protokoll der Konsistorialsitzung vom 14. Juni 1835: Der Bericht des Gebäudeinspektors vom 5. Juni wird vorgelegt. Der Referent Hye schlägt vor, den Bericht des Gebäudeinspektors an die Regierung zu schicken. Es soll angemerkt werden, daß das Konsistorium bezüglich des Erfolgs der Arbeiten nicht die Meinung des Gebäudeinspektors teilt. In der Frage der Wohnung für den Hausknecht schließen sie sich der Meinung des Gebäudeinspektors an; der Instrumentensaal wird nicht benötigt, da die Vorlesungen über die chirurgisch - praktische Operationslehre von Prof. Wattmann derzeit im Allgemeinen Krank enhaus gehalten werden. Sollte die Regierung eine Kommission zur Klärung der offenen Fragen einsetzen, so sollen in ihr Angehörige aller Fakultäten vertreten sein und es soll auch die Polizeioberdirektion hinzugezogen werden.
Das Konsistorium schickt der Niederösterreichischen Regierung den Bericht des Gebäudeinspektors bezüglich der Veränderungen des Anatomiehörsaales. Durch diesen Umbau muß dem Hausknecht der Theologischen und Juridischen Fakultät eine neue Wohnung zugewiesen werden. Außerdem sollen die Bedenken des Gebäudeinspektors über den Erfolg dieses Umbaus weitergeleitet werden, wobei das Konsistorium betont, sich dabei nicht seiner Meinung anzuschließen. Befürwortet wird dagegen der Vorschlag, dem Hausknecht den kleinen theologischen Hörsaal als Wohnung zuzuweisen. Die Theologische Fakultät soll dafür den Saal erhalten, in dem die Instrumente für die chirurgisch - praktische Operationslehre gelagert werden und die derzeit von Professor Wattmann im Allgemeinen Krankenhaus vorgetragen wird. Die vom Gebäudeinspektor vorgeschlagene Kommission wird für nicht notwendig erachtet; sollte die Regierung eine solche Kommission einsetzen, bittet das
Konsistorium darum, daß ihr Vertreter aller Fakultäten angehören und daß auch die Polizeioberdirektion beigezogen wird. Außerdem sollen die Sitzungen dann abgehalten werden, wenn auch die anatomischen Übungen gehalten werden - Wien, 17. Juli 1835.
Reg. Nr. 9 ad 528: Der Vizedirektor der theologischen Studien, Sigismund Schultes teilt dem Vizedirektorat der medizinischen Studien mit, daß er, bevor er die Zustimmung dazu gibt, daß einige theologische Vorlesungen im Hörsaal im Erdgeschoß gehalten werden, noch sicherstellen möchte, daß die anderen Vorlesungen, die in diesem Hörsaal gehalten werden, nicht direkt an die theologischen Vorlesungen anschließen, damit es zu keinen Störungen kommt. Außerdem möchte er sichergehen, daß diese anderen Vorlesungen keine Vorlesungen für Hebammen sind, da diese nicht in einem theologischen Hörsaal stattfinden sollen - Wien, 14. August 1835 [als Beilage A gekennzeichnet].
Der Vizedirektor der theologischen Studien, Sigismund Schultes teilt dem Vizedirektorat der medizinischen Studien mit, daß er dem Antrag zustimmt, daß die theologischen Vorlesungen im Hörsaal im Erdgeschoß gehalten werden - Wien, 15. September 1835 [als Beilage B gekennzeichnet].
Der Gebäudeinspektor Joseph Holzer berichtet dem Konsistorium über die Erweiterungsarbeiten des Seziersaales. Die Wohnung des juridischen Schuldieners wurde in den Seziersaal miteinbezogen; der Diener erhielt als Wohnung den kleinen theologischen Hörsaal, der über dem großen Universitätssaal liegt. Die Umbauarbeiten wurden von der Provinzialbaudirektion veranlaßt; die Kostenvoranschläge wurden Holzer noch nicht zurückgestellt. Der Theologischen Fakultät wird dafür das Recht eingeräumt, den Hörsaal im Erdgeschoß rechts neben der Hauptstiege zu benutzen. Die juridischen Vorlesungen finden weiterhin im Erdgeschoß links von der Hauptstiege statt; hier werden auch die Vorlesungen für Italienisch gehalten. Die physiologischen Vorlesungen finden im Hörsaal für Anatomie statt. Nur die Frage, wo die Vorlesungen über theoretische Geburtshilfe stattfinden sollen, ist noch offen - Wien, 27. Oktober 1835.
Die Provinzialbaudirektion schickt dem Konsistorium den Kostenvoranschlag für den Umbau des theologischen Hörsaales zu einer Wohnung für den Schuldiener in der Höhe von 448 fl. 4 kr. CM - Wien, 28. Oktober 1835.

Angaben zur Benutzung

Sprache:Deutsch
Material:Papier

Weitere Bemerkungen

Bemerkung:Konzept des Gutachtens des juridischen Vizedirektorats s. J VDIR 2.197, Schreiben des medizinischen Vizedirektorats zu anatomischen Präparaten s. J VDIR 2.199.
 

Deskriptoren

Einträge:  Littrow, Joseph Johann Edler von < Astronom; Wien, Universität > (13.03.1781-30.11.1840) (Person\L)
  Ettingshausen, Andreas Freiherr von < Physiker, Mathematiker; Wien, Universität > (25.11.1796-25.05.1878) (Person\E)
  Feigerle, Ignaz < Theologe, Bischof; Wien, Universität > (07.04.1795-27.09.1863) (Person\F)
  Springer, Johann < Jurist; Wien, Universität > (28.12.1789-04.09.1869) (Person\S)
  Hye von Glunek, Anton Freiherr < Jurist, Universitäts-Archivar, Politiker; Wien > (26.05.1807-09.12.1894) (Person\H)
  Holzer, Joseph < Gebäudeinspektor/Universitätskassier; Wien, Universität > (1. Hälfte 19. Jht.) (Person\H)
  Kudler, Josef < Jurist; Wien, Universität > (10.10.1786-06.02.1853) (Person\K)
  Seback, Vincenz < CanR, Alois, Theologe; Wien, Universität > (28.12.1805-13.01.1890) (Person\S)
  Scheiner, Josef < Theologe; Wien, Universität > (13.03.1798-12.08.1867) (Person\S)
  Winiwarter, Josef Edler von < Jurist; Wien, Universität > (14.04.1780-18.01.1848) (Person\W)
  Heintl, Franz Ritter von < Jurist, Volkswirt; Wien, Universität > (30.10.1769-15.04.1839) (Person\H)
 

Behältnisse

Anzahl:1
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
J VDIR 2.199 Unstimmigkeiten zwischen den juridischen und medizinischen Vizedirektoraten wegen der Zuteilung von Hörsälen, 1833.09.30 (Akt)

siehe auch:
THK VD 2.900 Beratung über eine Alternative zur Öffnung des großen Universitätssaales zwecks Umgehung des Seziersaales und der westlichen Stiege der Universität, 1834.03.12 (Akt)

siehe auch:
THK VD 2.1085 Bitte um Äußerungen zum Erfolg der getroffenen Maßnahmen zur Beseitigung der Geruchsbelästigung durch den Anatomiehörsaal, 1835.05.07 (Akt)

siehe auch:
THK VD 2.972 Bitte um Terminvorschläge zur Beratung über die Beseitigung des Gedränges auf der Weststiege der Universität und des Gestanks bei den Anatomie-Hörsälen, 1834.10.13-1834.10.14 (Akt)

siehe auch:
THK VD 2.984 Note über die Absage des Beratungstermins über das Gedränge auf der Weststiege und den Gestank bei den Anatomie-Hörsälen, 1834.10.31-1834.11.20 (Akt)

siehe auch:
J VDIR 2.197 Geruchsbelästigung durch die im Universitätsgebäude durchgeführten Leichensektionen, 1833.06.20-1834.03.12 (Akt)

siehe auch:
THK VD 2.1128 Bitte um Einwilligung zur Hörsaalverlegung für den dritten Lehrgang der Theologie, 1835.08.13 (Akt)
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://scopeq.cc.univie.ac.at/Query/detail.aspx?ID=23764
 

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