Signatur: | 114.1 |
Signatur Archivplan: | 114.1 |
Angaben zur Identifikation |
Titel: | Celtis-Kiste (Celtis-Truhe) |
Entstehungszeitraum: | 1508 |
Objektbeschreibung: | Holzbehältnis zur Verwahrung der Insignien des Collegium poetarum et mathematicorum (1508); Holzkistchen, 28 (Höhe) x 33 (Breite) x 32 (Tiefe) cm, Temperabemalung auf fünf Seiten, herausziehbarer Zwischenboden und Deckel mit aufgeklebtem Pergamentblatt (14 x 12 cm), darauf elfzeilige Aufschrift in gotischer Minuskel. |
Bemerkung: | Konrad Celtis hatte im Jahr 1501 die Gründung des Poetenkollegs durch Maximilian I. als besondere Humanistenschule im Rahmen der Universität Wien erwirkt. Als Leiter dieses Kollegs übertrug ihm der Herrscher gleichzeitig das Recht, Absolventen dieser Einrichtung mit dem Dichterlorbeer zu krönen und ihnen das Recht zu verleihen, an Universitäten zu lehren. Das Institut erhielt besondere Insignien, die zu solchen Krönungsfeiern Verwendung finden sollten. Dazu gehörten eine silberne Lorbeerkrone, ein mit dem Doppeladler bekröntes Szepter, ein Ring, ein Birett und ein silbernes Petschaft (Siegel-stempel), das als einziges dieser Gegenstände noch erhalten ist. Im übrigen ist die einstige Existenz dieser Insignien bloß durch einen zeitgenössischen Holzschnitt Hans Burgkmairs des Älteren (1505) überliefert. Konrad Celtis vermachte die Dichterkrone, das Siegel und die Gründungsurkunde des Kollegs testamentarisch der Universität Wien. Bald nach seinem frühen Tod im Jahre 1508 dürfte das Holzkistchen zur Aufbewahrung dieser Schätze angefertigt worden sein, worauf auch der Text des oben aufgeklebten Pergamentblattes schließen läßt. Die Bemalung der Seitenflächen stammt von einem unbekannten Künstler, der möglicherweise ein Schüler Dürers oder Burgkmairs gewesen sein könnte. Die Vorderseite zeigt den rot-weiß-roten Bindenschild (Neu-Österreich), die Rückseite den nimbierten kaiserlichen Doppeladler auf gelbem Grund mit dem Brustschild Maximilians, gespalten von Neu-Österreich und Alt-Burgund (sechsmal von Gold und Blau schräg-rechts geteilter Schild) in typischer Renaissanceform, wie ihn Albrecht Dürer und Hans Burgkmair darzustellen pflegten. Auf der linken Seite befindet sich die Darstellung der thronenden, bekrönten Philosophia nach Albrecht Dürer aus den Quatuor libri amorum des Celtis (1502) mit drei Büchern in der Rechten und einem Szepter in der Linken. Sie trägt auch eine zu ihrer Brust führende Schärpe oder Schriftrolle, auf der neun griechische Anfangsbuchstaben als Zeichen der Wis-senschaften erscheinen: nämlich der Philosophie, der Sieben Freien Künste (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik) und der Theologie, die gleichsam ihrer Brust entspringen, was an das bekannte "Alma Mater-Motiv" erinnert. Auf der rechten Seite ist der lorbeerberkänzte, fidelspielenden Apoll auf dem Parnaß nach einem Holzschnitt von Hans Suess von Kulmbach vereinfacht dargestellt, der 1507 dem Druck des Ligurinus beigegeben war und vielleicht von einer Apoll-Zeichnung Dürers inspiriert war. Apoll, als Gott des Lichtes und der Weissagung, als Herr über Leben und Tod und Schutzherr der Musen galt den Humanisten als Inbegriff der Vollkommenheit und Ordnung. Es kommt in diesem Bildprogramm das humanistische Weltbild des Celtis zum Ausdruck, das einer enzyklopädischen Wissensbil-dung verpflichtet ist. |
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Weitere Bemerkungen |
Material: | Holz |
Technik: | Temperabemalung |
Format: | 28 (Höhe) x 33 (Breite) x 32 (Tiefe) cm; mit herausstehendem Ladenknopf an der Vorderseite: 28 (Höhe) x 34 (Breite) x 33 (Tiefe) cm. |
Archivalienart: | Musealobjekt |
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Literatur: | Lit.: Franz GALL, Die Insignien der Universität Wien (Graz/Köln 1965); Peter LUH, Kaiser Maximilian gewidmet. Die unvollendete Werkausgabe des Conrad Celtis und ihre Holzschnitte (Frankfurt am Main 2001); Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Ausstellung zum 500. Geburtstag Martin Luthers (Nürnberg 1983) S. 105, Farbtafel S. 75; Moritz THAUSING, Die Celtis-Ciste der Wiener Universität (Wien 1878) |
Ansichtsbild: |
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Deskriptoren |
Einträge: | Celtis-Kiste (Sache\) |
| Celtis, Conrad (Poeta Laureatus) (01.02.1459-04.02.1508; Humanist) (01.02.1459-04.02.1508) (Person\C) |
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Verwandte Verzeichnungseinheiten |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | siehe auch: 106.I.667 Celtis-Kiste, 1994 (Dokument (Bildnis/Foto))
siehe auch: 106.I.668 Celtis-Kiste, 1994 (Dokument (Bildnis/Foto))
siehe auch: R 36.9 Inventar der Arca ferrea Universitatis, 1737.12.04-1758.11.13 (Geschäftsbuch, Amtsbuch, Kodex (Akt))
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Dateien |
Dateien: | - 114.1Ansicht.JPG
- 114.1Basis.tif
- 114.1Vorschau.JPG
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://scopeq.cc.univie.ac.at/query/detail.aspx?ID=24605 |
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