Identifikationsbereich |
Signatur: | AT-UAW/131.147 |
Signatur Archivplan: | 131.147 |
Titel: | Bühler, Charlotte und Karl; Teil-Nachlass ("Exil-Nachlass") |
Entstehungszeitraum: | 1883 - 1989 |
Schachtelnummer: | 1429-1605 |
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Angaben zum Kontext |
Verwaltungsgeschichte/Biogr. Angaben: | Karl Bühler (geboren am 27.05.1879 in Meckesheim, gestorben am 24.10.1963 in Los Angeles) - deutscher Denk- und Sprachpsychologe und Sprachtheoretiker.
Karl Bühler wurde an der Universität Freiburg im Breisgau zum Doktor der Medizin promoviert (1903) und betrieb psychologisch-philosophische Parallelstudien, die er in Straßburg fortsetzte. 1904 erwarb er dort auch das Doktorat der Philosophie. In den folgenden Jahren wirkte er als Assistent und Dozent an den Universitäten Würzburg und Bonn, war von 1913 bis 1918 Dozent in München und erhielt 1918 einen Psychologie-Lehrstuhl an der Technischen Hochschule Dresden. Im Zuge der Neubesetzung aller drei philosophischen Lehrkanzeln an der Universität Wien wurde Karl Bühler 1921 eine Professur angeboten, die er ein Jahr später annahm. Seine Professorenstelle wurde als "Ordinariat der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Psychologie und experimenteller Pädagogik" spezifiziert. In Zusammenarbeit mit seiner Frau Charlotte Bühler wirkte er am Aufbau des neugegründeten Psychologischen Instituts und einer weltweit anerkannten Psychologenschule mit. Durch seine Forschungen - im Bereich Sprache und Kreativität - trug Bühler neben Sigmund Freud entscheidend zur Entwicklung der Psychologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei. Er betätigte sich auch im Bereich der Lehrerbildung an der Pädagogischen Akademie der Stadt Wien und wirkte - gemeinsam mit seiner Frau Charlotte - bahnbrechend für die Etablierung der empirischen Sozialforschung. Er schrieb wegweisende wissenschaftliche Arbeiten auf den Gebieten der Gestalt- und Kinderpsychologie sowie der Sprachtheorie; zu den wichtigsten zählen "Die geistige Entwicklung des Kindes" (1918), "Die Krise der Psychologie" (1927), "Ausdruckstheorie" (1933), "Sprachtheorie" (1934), "Die Zukunft der Psychologie und die Schule" (1936). Unter seinen Schülern und Mitarbeitern befanden sich unter anderem Paul Lazarsfeld, Marie Jahoda und Karl Popper. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 wurde Karl Bühler von der Gestapo verhaftet und mehr als sechs Wochen in "Schutzhaft" gehalten. Ihm und seiner Frau blieb nur der Weg in die Emigration. 1940 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und wurde Professor für Psychologie am St. Scholastica College in Duluth, Minnesota und lehrte daneben auch am College of St. Thomas, St. Paul, Minnesota. 1945 wechselte er als Assistant Clinical Professor of Psychiatry an die Medical School der University of Southern California, Los Angeles und wurde anschließend für zwei Jahre Consulting Psychologist am Cedars of Lebanon Hospital in Los Angeles. |
| Charlotte Bühler, geborene Malachowski (geboren am 20.12.1893 in Berlin, gestorben am 03.02.1974 in Stuttgart).
Charlotte Bühler entwickelte bereits in ihrer Jugend ein starkes Interesse an psychologischen Problemen. Sie begann ihre Universitätsstudien in Freiburg im Breisgau, wo sie Vorlesungen aus Psychologie, Philosophie und Medizin besuchte. Danach ging sie an die Universität Berlin, wo sie bei Carl Stumpf ihre psychologischen Studien intensivierte. Obwohl ihr die Universitätslaufbahn erstrebenswert erschien, entschloss sie sich zunächst Gymnasiallehrerin zu werden. Erst nach dem Lehrerexamen ging sie mit einer Empfehlung von Carl Stumpf nach München, wo sie bei Oswald Külpe an einer Dissertation über "Denkprozesse" zu arbeiten begann. In München lernte sie ihren späteren Ehemann Karl Bühler kennen, der zu dieser Zeit als Assistent Külpes tätig war. Charlotte und Karl Bühler heirateten 1916. Trotz Hausstandsgründung und Geburt einer Tochter konnte Charlotte Bühler im Jahr 1918 ihre Dissertation vollenden und das Doktorat der Philosophie erwerben. Noch im selben Jahr folgte sie ihrem Ehemann Karl Bühler an die Technische Hochschule in Dresden, wo sie sich mit dem Werk "Entdeckung und Erfindung in Literatur und Kunst" 1920 habilitieren konnte. Als Karl Bühler 1922 auf einen Lehrstuhl für Philosophie an die Universität Wien berufen wurde, übersiedelte die Familie nach Wien, wo Charlotte Bühler ab 1923 als Privatdozentin und von 1927 bis 1938 als außerordentliche Professorin für Psychologie (Ästhetik und Jugendpsychologie) tätig war. Sie arbeitete gemeinsam mit ihrem Mann am neugegründeten Psychologischen Institut und an der Pädagogischen Akademie der Stadt Wien, wo ihr ein psychologisch pädagogisches Laboratorium zur Verfügung stand. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten betrafen hauptsächlich das Gebiet der Kinder- und Jugendpsychologie. 1932 entwickelte Charlotte Bühler die ersten Kleinkindertests - diesen folgten Schulreifetests sowie Schulreifeentwicklungshilfen. Die von ihr mit verschiedenen Mitarbeitern entwickelten Methoden der empirischen Forschung wirkten bahnbrechend, so z. B. die Methoden des Interviews bzw. der Lebenslaufforschung. 1938 wurden Charlotte und Karl Bühler von den Nationalsozialisten von der Universität vertrieben und zur Emigration gezwungen. Es folgten lange Jahre der Unsicherheit, bis das Ehepaar in Kalifornien ein neues Zuhause fand. In den sechziger Jahren gründete Charlotte Bühler u. a. mit Abraham Maslow, Kurt Goldstein und Carl Rogers die "American Association for Humanistic Psychology", in der sie selbst 1965/66 Präsidentin war. Zuletzt wirkte sie als Professorin für Erziehungspsychologie und klinische Psychologie an der University of Southern California in Los Angeles. |
Archivierungsgeschichte: | Die Universität Wien erwarb 2014 das Nachlassmaterial von Achim Eschbach (Universität Duisburg/Essen) und betraute das Universitätsarchiv mit der Verwahrung, Ordnung und Erschließung des darin enthaltenen Schriftgutes. Der Buchbestand wurde der Bibliothek überlassen. |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Inhalt: | Der schriftliche "Exil-Nachlass" von Charlotte und Karl Bühler besteht aus folgenden Hauptgruppen:
- Lebensdokumente - Korrespondenz - Sammlungen
Der überwiegende Teil des schriftlichen Nachlasses stammt aus der Zeit nach der erzwungenen Emigration des Ehepaares Bühler, einzelne Stücke (v.a. im Bereich Lebensdokumente) sind jedoch auch älter. Ebenfalls überwiegend ist der Anteil von Dokumenten, welche in ihrer Entstehung auf Charlotte Bühler zurückgehen; der Anteil von Korrrespondenz und Manuskripten mit der Provenienz Karl Bühler ist demgegenüber geringer. |
Umfang: | 177 Schachteln |
Darin: | Der Nachlass beinhaltet auch eine Sammlung von Archivalien, die aus der Provenienz von Achim Eschbach stammen. |
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Informationsbereich |
Archivalienart: | Nachlass / Vorlass |
Verwandtes Material: | Teilnachlass Karl Bühler im Alexius Meinong-Institut / Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz |
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Angaben zur Benutzung |
Zugangsbestimmungen: | Zugänglich im Rahmen der Bestimmungen und Schutzfristen, welche in der jeweils geltenden Fassung der Benützungsordnung des Universitätsarchivs festgelegt sind. |
Findhilfsmittel: | Für die Korrespondenz: Alphabetisches Verzeichnis der Korrespondenzpartner (Typoskript, erstellt von Achim Eschbach) |
Findmittel-Datei: | Bühlerkorr.pdf |
Ordnung und Klassifikation: | Teilweise bereits vom Verkäufer Achim Eschbach geordnet. Diese Ordnung wurde weitgehend beibehalten. Zur von Eschbach geordneten Korrespondenz existiert eine alphabetische Korrespondenzliste. Im Universitätsarchiv wurde das Nachlassmaterial in die Serien "Lebensdokumente", "Korrespondenz" und "Sammlungen" gegliedert. Metall- und Plastikteile wurden entfernt und unzählige Kopien von Sonderdrucken skartiert. |
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Deskriptoren |
Einträge: | Bühler, Charlotte (20.12.1893-03.02.1974; Ästhetik und pädagogische Psychologie) (20.12.1893-03.02.1974) (Person\B) |
| Bühler, Karl L. (27.05.1879-24.10.1963; Philosophie) (27.05.1879-24.10.1963) (Person\B) |
| Eschbach, Achim (1948-2021; Semiotik, Kommunikationswissenschaft) (20.10.1948-20.01.2021) (Person\E) |
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Verwandte Verzeichnungseinheiten |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | siehe auch: AT-UAW/Psych.Inst. Psychologisches Institut, 1923 (ca.)-1960 (ca.) (Bestand)
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Dateien |
Dateien: | |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://scopeq.cc.univie.ac.at/Query/detail.aspx?ID=338868 |
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