AT-UAW/Ladula IV Heidenburse (Paulusburse, Stiftung des Paulus Wann, Bursa Haidenheim, Bursa Gentium), 1484.01.30-1813.04.22 (Serie)

Archivplan-Kontext


Identifikationsbereich

Signatur:AT-UAW/Ladula IV
Signatur Archivplan:Ladula IV
Titel:Heidenburse (Paulusburse, Stiftung des Paulus Wann, Bursa Haidenheim, Bursa Gentium)
Entstehungszeitraum:30.01.1484 - 22.04.1813

Angaben zum Kontext

Verwaltungsgeschichte/Biogr. Angaben:1484 stiftete der Passauer Domherr Paulus Wann ein Stipendium für drei Studenten. Die Stiftungsurkunde enthält auch die Statuten, die nach dem Vorbild der Statuten der Rosenburse (s. Lad. I) gestaltet waren. Zwei der drei Stiftplätze waren für Familienangehörige des Stifters reserviert; das Präsentationsrecht für den dritten Stiftplatz hatte die Stadt Passau, bei der auch die Stiftungskapitalien, die jährlich 60 Gulden abwerfen sollten, veranlagt waren. 1489 wurde für die Stiftung ein Haus in der Bäckerstraße (heute Bäckerstraße 18) erworben, die darin eingerichtete Burse wurde nach dem Stifter als "Paulusburse" bezeichnet. Da die Burse durch ihren Stifter und die von ihm aufgestellten Kriterien für die Auswahl der Stipendiaten einen starken Bezug zum süddeutschen Raum hatte, wurden die Stiftungssuperintendenten, die für die Administration zuständig waren, und die Konventoren, die die Stipendiaten beaufsichtigten, von der Rheinischen Nation, deren Mitglieder v. a. aus Süd- und Südwestdeutschland kamen, bestellt. Die akademischen Nationen (an der Universität Wien gab es insgesamt vier: die Österreichische, Rheinische, Ungarische und Sächsische Nation) waren nach der Herkunft ihrer Mitglieder benannte Korporationen im Universitätsverband, die sowohl Studenten als auch Graduierte umfasste. Ihre Anzahl und Benennung war je nach Universität unterschiedlich. Während die Nationen an den südeuropäischen Universitäten eine bedeutende Rolle innerhalb der Universität spielten, war ihre Rolle in Wien eher bescheiden, obwohl die Prokuratoren der Nationen bis zu den Universitätsreformen Leo Graf Thun-Hohensteins um die Mitte des 19. Jahrhunderts den Rektor wählten.
Die Stiftung hatte offenbar mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, da erst 1513 der erste Stipendiat präsentiert wurde. 1519 kaufte die Rheinische Nation das in der Nähe der Paulusburse liegende Haus der "Bursa Heidenheim" (Bäckerstraße 20) und verlegte die Paulusburse dorthin; das ursprüngliche Haus wurde ein Jahr später verkauft.
Die Bursa Heidenheim (die Bezeichnung ist seit 1469 belegt) wurde zunächst als "Unternehmerburse, also als privatwirtschaftliches Unternehmen, das seinen Betreiber erhalten sollte, geführt. Der Name leitet sich von dem 1455 erwähnten Konventor Mag. Johannes Kolberger de Haydenheim (Heidenheim in Bayern bzw. Franken) ab. Mit der Verlegung der Paulusburse in die Bursa Heidenheim kam es offenbar zu einer volksetymologischen Umdeutung des Namens: Der Name "Heidenheim" wurde zu "Heidenburse" verkürzt und mit dem Apostel Paulus, dem "Doctor Gentium" (Lehrer der Heiden) in Verbindung gebracht - auch die Benennung der Paulusburse nach ihrem Stifter war allmählich in Vergessenheit geraten.
Im Laufe des 16. und frühen 17. Jahrhunderts wurden die ursprünglichen drei Stiftplätze der Paulusburse, nunmehr Heidenburse, durch mehrere Zustiftungen auf insgesamt neun Stipendien aufgestockt. Das Gebäude wurde 1623 den Jesuiten übergeben und für den Neubau des Kollegsgebäudes abgerissen. Die Stiftung blieb als Geldstipendium bis in das 20. Jahrhundert hinein erhalten und wurde 1926 in den damals geschaffenen Stipendienfonds überführt.
Literatur:
Karl Schrauf, Zur Geschichte der Studentenhäuser an der Wiener Universität während des ersten Jahrhunderts ihres Bestehens. In: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte V, H. 3 (1895). S. 1-81, hier S. 14.17.
Richard Perger, Universitätsgebäude und Bursen vor 1623. In: Günther Hamann/Kurt Mühlberger/Franz Skacel (Hrsg.), Das alte Universitätsviertel in Wien, 1385-1985 (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs 2). Wien 1985. S. 75-102, hier S. 92.
Kurt Mühlberger, Wiener Studentenbursen und Kodreien im Wandel vom 15. zum 16. Jahrhundert. In: Ders./Thomas Maisel (Hrsg.), Aspekte der Bildungs und Universitätsgeschichte. 16. bis 19. Jahrhundert (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs 7). Wien 1993. S. 129-190, hier S. 184-186.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Urkunden und Akten der Heidenburse (Fundatio Bursae Gentium, Bursa Haidenhaim, Paulusburse, Stiftung des Paulus Wann), Fasz. A-C, Nr. 1-66 (tatsächlich vorhanden: 39 Einheiten). Nr. 1-55 wurden von Anton Hye in seinem 1836 erstellten Repertorium erfasst, während Nr. 56-66 von Franz Gall nachgetragen wurden.
Umfang:2 Archivschachteln

Angaben zur Benutzung

Mikrofilm Nr.:132.4
Findhilfsmittel:Cod. R 36.8 Repertorium des k. k. Univ.-Archivs von Anton Hye, 1836, fol. 41r-46r.
 

Deskriptoren

Einträge:  Wien / Universität / Heidenburse (Organisation\W)
 

URL für diese Verz.-Einheit

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